Der Ingwer aus Sicht der TCM

Gleich vorne weg für alle Freunde der Botanik: wir verwenden vom Ingwer (Zingiber officinale) nicht wirklich die Wurzel, sondern den Wurzelstock. Den aber mit Leidenschaft, seit Jahrtausenden und in fast allen großen Kulturen dieser Erde. Was ist nur dran an dieser unscheinbaren, plumpen Wurzel?

Eine „heiss“ geliebte Wurzel

Die Heilwirkungen des Ingwer konzentrieren sich nach der TCM auf zwei Bereiche: auf Milz und Magen (also die Verdauung) und auf die Lunge (also auch auf die Immunabwehr). Verwendet wird in allen diesen Fällen meist der frische Ingwer, während der getrocknete Ingwer mit grösserer Vorsicht eingesetzt werden sollte, da er viel stärker wärmt.

Gegen Übelkeit und Blähungen

Ingwer ist eines der besten natürlichen Mittel gegen Übelkeit. Ganz gleichgültig, welches der Grund für die Übelkeit ist (Reise- oder Seekrankheit, Chemotherapie oder eine Schwangerschaft), der Ingwer schneidet in allen Studien auch im Vergleich zu gängigen Medikamenten sehr gut ab und das praktisch ohne Nebenwirkungen. Manchmal, so ein chinesisches Hausmittel, genügt es, sich eine Scheibe frischen Ingwer auf die Zunge zu legen, um den Magen zu beruhigen und sein Qi zu harmonisieren. Auch kandierter Ingwer oder Ingwer-Lutschpastillen können bei Übelkeit aushelfen. Am besten aber wirkt sicherlich ein Ingwertee  oder ein halber Teelöffel Ingwersaft (alle Rezepte im Anhang an den Artikel).

Frischen Ingwer empfiehlt die chinesische Tradition auch bei Blähungen und Darmkrämpfen. Ingwer hat, wie viele andere Gewürze auch, eine verdauungsfördernde und krampflösende Wirkung. Bei Blähungen empfiehlt sich zum Beispiel ein Tee aus Ingwer, Koriander und Kreuzkümmel oder aus Ingwer und Kardamom bei Blähungen und weichem Stuhl. Die schmerzstillende und krampflösende Wirkung des Ingwers kann übrigens auch bei Menstruationsbeschwerden sehr gut eingesetzt werden, vor allem dann, wenn sie mit Kälteempfinden einhergehen.

Erkältungen, Husten und Immunabwehr

Frischer Ingwer wirkt schweisstreibend und kann dadurch eine beginnende Erkältung abwehren. Nach der Theorie der TCM treibt Ingwer eingedrungene Krankmacher (in diesem Fall ein „Wind-Kälte“ Befall) durch die Poren der Haut wieder zurück nach draussen. Wichtig ist in diesem Fall, dass die Erkältung wirklich im Anfangsstadium abgefangen wird, also solange wir noch frösteln und der Hals kratzt oder juckt, aber bevor Fieber und starke Halsschmerzen einsetzen.

Darüber hinaus ist Ingwer auch für chronische Atemwegserkrankungen ein wunderbares Mittel. Er wirkt hustenstillend und schleimlösend und kann bei allen Formen von chronischer Bronchitis oder Asthma eingesetzt werden, die durch Kälte verursacht werden oder von einem Kältegefühl begleitet werden.
Und schlussendlich stärkt der Ingwer unsere Immunabwehr, indem er – mit den Worten der TCM – das Wei-Qi (Abwehr-Qi) vermehrt und unterstützt. Die kalte Jahreszeit wird also mit einer Tasse Ingwertee am Tag für kälteempfindliche und leicht erkältete Menschen um einiges erträglicher. Und sollte die innere Wärme nicht ausreichen, so verschafft ein Ingwerfussbad notfalls Wärme von aussen.

Doch Vorsicht!

Frischer Ingwer kann in den allermeisten Fällen ohne Bedenken auch über lange Zeit eingenommen werden, und das sowohl in den Speisen als auch als Tee oder Abkochung. Die einzige wichtige Kontraindikation für frischen Ingwer liegt in seiner wärmenden Funktion, die zu einer Schädigung der Körpersäfte und des Yin führen kann, nicht zuletzt auch über vermehrtes Schwitzen. Deshalb ein paar Vorsichtsmassnahmen im Umgang mit Ingwer.

Ingwer ist ein wunderbares Mittel bei allen Störungen, die durch Kälte hervorgerufen oder von Kälte begleitet sind. Vorsichtig sollte man in all den Fällen sein, in denen es Zeichen für Hitze oder Yin-Mangel mit Leerer-Hitze gibt. Konkret heisst das also:

  • was den Magen betrifft: Achtung bei brennenden Magenschmerzen, einem stark übersäuerten Magen, trockenem Mund mit starkem Durst, Lust auf kühle Getränke, roten und trockenen Lippen und Hitzegefühlen (sowohl tagsüber und besonders nachts).
  • was den Darm betrifft: Achtung bei Hämorrhoiden mit Blutverlust und brennendem Gefühl am After, trockenem und/oder stark übel riechendem Stuhl.
  • was die Lungen betrifft: Achtung bei Fieber (Frösteln mit leichtem Fieber ist kein Problem), trockenem Husten, Husten ohne Auswurf, Husten mit blutigem Auswurf, Husten, der vor allem nachts einsetzt.
  • im allgemeinen: Achtung bei Hitzegefühlen (sowohl tagsüber wie auch nachts), Nachtschweiss, starkem Schwitzen, Schlafstörungen (in diesem Fall den Ingwer nur vormittags zu sich nehmen), Vorsicht auch bei Bluthochdruck. 

Rezepte:

Ingwer-Tee:

3-4 dünne Scheiben an frischen Ingwer in eine grosse Tasse geben und mit heissem Wasser übergiessen, 5-10 Minuten ziehen lassen. Mit etwas Süsse abschmecken, da energetisch der süsse Geschmack zu den Muskeln (Element Erde) leitet. So wird der ganze Körper von Innen gewärmt. Am Morgen nach dem Aufstehen genossen bringt dieser Tee den Stoffwechsel in Schwung, wärmt den Körper und hilft einem beim Start in den Tag.

Ingwersaft:

erhält man ganz einfach, indem man frischen Ingwer auf einer Apfelreibe fein raspelt und dann ausdrückt.

Ingwer-Koriandertee:

  • 1 EL geriebener Ingwer
  • 1 TL Koriandersamen (gemörsert)
  • 1 TL Kreuzkümmel (gemörsert)
  • Alles in 1 Liter Wasser 2-3 Minuten aufkochen und dann noch 5 Minuten ziehen lassen. Nach Belieben süssen.

Ingwer-Fussbad:

Ein 2-3 cm grossen Stück frischen Ingwer in dünne Scheiben schneiden und in ausreichen Wasser kurz aufkochen und dann 5 Minuten ziehen lassen. Die Füsse im leicht abgekühlten Wasser baden, solange es angenehm ist. Wichtig: nach dem Fussbad entweder kurz in kühles Wasser oder die Beine hochlagern, um den venösen Rückfluss zu erleichtern. Oder vielleicht gleich ins Bett.

Für Fragen stehe ich dir wie immer gerne zur Verfügung.

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