Die Karotte

Der kleine Ginseng unter den Gemüsen und warum du wieder öfters Karotten essen solltest

Die Karotte (Daucus carota subsp. sativus), auch bezeichnet als Möhre, Mohrrübe, Gelbrübe, Gelbe Rübe, Rüebli, Riebli oder Wurzel, ist eine nur in Kultur bekannte Form der Möhre (Daucus carota) innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae).
Die Karotte ein Wurzelgemüse, sie ist süsslich, aromatisch, kann aber auch leicht bitter sein. Sie ist thermisch neutral (d.h. sie wärmt weder den Körper, noch kühlt sie ihn ab) und erreicht resp. unterstützt energetisch die Milz, Magen, Dickdarm, Lunge und die Nieren.

Viele kennen die Karotte vor allem wegen ihrer orangen Farbe, dabei bekommt man sie auch in weiss, gelb, rot und lila. Egal in welcher Farbe, den Anschein des Alltäglichen wird sie nicht los. Karotten sind fast in jedem Haushalt vorrätig und sie sind mitunter das erste und letzte, was wir in unserem Leben gut verdauen können. Es gibt viele verschieden Möglichkeiten wie man dieses wertvolle Gemüse in der Küche und auch als Medizin verwenden kann.

Balsam für unser Verduungssystem

Die Karotte hat eine wohltuende und ausgewogenen Wirkung auf unsere Verdauung. Von Anfang bis Ende gibt es kaum einen Aspekt der Verdauung, welcher nicht positiv von ihr beeinflusst würde.
Karotten «öffnen den Magen» und können so den Appetit verbessern. Sie unterstützten die Peristaltik von Magen und Darm und verhindern, dass uns etwas im Magen liegen bleibt. Was den Magen betrifft, vermag die Karotte zudem einen übersäuerten Magen zu beruhigen und das Qi (die Energie im Funktionskreis Magen) nach unten zu lenken, sprich sie kann Übelkeit und Aufstoßen entgegenwirken. Zudem unterstützt die Karotte im weiteren Verdauungsprozess die Leber und stärkt das Qi (Energie) des Funktionskreises Milz, wodurch aus westlicher Sicht die Aufnahme von Nährstoffen durch den Dünndarm verbessert wird, insbesondere bei Blähungen und weichen Stühlen. Im Weiteren stärkt und unterstützt die Karotte den Dickdarm, wo sie Darmparasiten (am besten in Kombination mit Kürbiskernen) bekämpfen und (in gekochtem Zustand) einem Durchfall entgegenwirken kann.

Hervorragend eignet sich die Karotte auch bei Verdauungsstörungen von Kleinkindern. Bei diesen kommt es ja häufig durch die noch nicht ganz ausgereifte Verdauungsfunktion relativ leicht zu Nahrungsstagnationen, welche sich in vermindertem Appetit, Blähungen oder Koliken und dem Erbrechen von halbverdautem und übelriechendem Mageninhalt einige Zeit nach einer Mahlzeit manifestiert. Gekochte und pürierte Karotten sind auch in diesem Fall ein ausgezeichnetes Hilfsmittel, das den Kindern außerdem geschmacklich sehr entgegenkommt.

Unabhängig von ihrer leichten Verdaulichkeit können aber Karotten bei Kleinkindern manchmal auch allergische Reaktionen auslösen, weshalb sie im Zuge der Einführung von Beikost (wie im Übrigen nach Möglichkeit alle «neuen» Nahrungsmittel) einzeln und im Abstand von mindestens fünf Tagen zum nächsten Nahrungsmittel eingeführt werden sollten.

Nahrung für das Blut

Die chinesische Ernährungslehre betrachtet die Karotte zudem als ein gutes Tonikum für das „Blut“, ein Begriff, der unterschiedliche nährende und befeuchtende Funktionen des menschlichen Organismus zusammenfasst. Im Fall der Karotte stehen dabei vor allem die Augen, die Schleimhäute und die Haut im Vordergrund. Durch die nährende Wirkung auf das Blut des Funktionskreises Leber stärkt die Karotte die Sicht, verbessert eine verminderte Nachtsicht und befeuchtet trockene, übermüdete Augen, so zum Beispiel nach übermäßiger Bildschirmarbeit. Zudem wirkt sie befeuchtend auf die Schleimhäute und Haut.

Aus westlicher Sicht erklärt sich die Wirkung auf die Augen wenigstens zum Teil durch den hohen Gehalt an Beta-Carotin, welches vom menschlichen Körper in Vitamin A umgewandelt werden kann (leider aber nicht so viel wie gewünscht, deshalb sollten besonders Veganer darauf achten, dass sie genug Vitamin A haben) und unter anderem für die Sicht notwendig ist. Die chinesische Ernährungslehre empfiehlt deshalb für eine bessere Sicht zum Beispiel eine Suppe aus Karotten (= viel Beta-Carotin) und Schweineleber (= viel Vitamin A) --> eine wahre Vitamin-A-Bombe.

Die Karotte unterstützt die Milchbildung

Auch die Fähigkeit der Karotte, die Milchbildung bei stillenden Frauen zu unterstützen, hängt nach der TCM mit deren Blut tonisierenden Eigenschaften zusammen. Im Grunde genommen ist Milch ist nichts anderes als „weißes Blut“ und kann nur dann reichlich fließen, wenn über die Nahrung ausreichend Blut tonisierende/stärkende Lebensmittel eingenommen werden.

Die Karotte gegen den Husten und Halsschmerzen

Die chinesische Ernährungslehre empfiehlt die Karotte auch als Stärkungsmittel für die Lunge und zur Beruhigung von Husten. Insbesondere bei einem Husten, der mit Fieber oder entzündlichen Prozessen (die TCM spricht hierbei von „Hitze“ oder „Feuer“) und einer vermehrten Ansammlung von zähem Schleim in den Atemwegen einhergeht, kann die Karotte, besonders als frischen Saft, ihre Wirksamkeit beweisen. Und diese erstreckt sich tatsächlich auf den gesamten Funktionskreis Lunge, also auch auf Rachen und Hals, Rachenmandeln und die Nase.

Die Karotte stärkt somit das Abwehr-Qi (das Immunsystem), entgiftet, klärt Hitze, Feuer (Entzündungen und Fieber) und beseitigt Schleim. 

Roh, gekocht oder doch lieber als Saft?

Bleibt eine oft gestellte Frage: essen wir die Karotten besser roh, gekocht oder trinken wir sie als Saft? Die Ernährungslehre der TCM kann auch darauf eine plausible Antwort geben: es kommt darauf an!

Einige der besprochenen Wirkungen der Karotte haben mit ihrer Fähigkeit zu tun, Hitze zu klären. Um diese Wirkungen in vollem Umfang zu erhalten, muss die Karotte roh gegessen oder noch besser als Saft getrunken werden. Wenn ich mit der Karotte also einen „heißen“, übersäuerten Magen kühlen oder einen Husten mit „Schleim-Hitze“, sprich mit dickem, gelblichem Auswurf und Fieber beruhigen will, so sind rohe Karotten oder noch besser Karottensaft angesagt.
Kontraindiziert ist der Verzehr von rohen Karotten hingegen bei Verdauungsschwäche und Kälte der Milz, also bei weichen Stühlen, Blähungen und anderen Verdauungsbeschwerden, die mit einer inneren Kälte zusammenhängen. In diesem Fall ist die rohe Karotte zu schwer zu verdauen und sollte lieber gekocht gegessen werden.

Will ich hingegen schwächelnde Ressourcen stärken, ganz gleich ob Qi oder Blut, so tue ich gut daran die Karotte zu kochen. Qi und Blut stammen zum grössten Teil aus der Nahrung und müssen erst in körpereigene Substanzen umgewandelt werden, bevor sie als Ressourcen zur Verfügung stehen. Dieser Umwandlungsprozess obliegt den Funktionskreisen Magen und Milz und gelingt mit gekochten, also sozusagen «vorverdauten» Speisen um vieles leichter als mit rohen, ganz besonders was Obst und Gemüse angeht. Tatsächlich haben Versuche ergeben, dass Beta-Carotin aus gekochten Karotten leichter aufgenommen werden kann als aus rohen, was diese These der TCM bestätigt.

Gekochte Karotten sind also besser geeignet, um das Blut zu nähren, die Sicht zu verbessern, Nahrungsstagnation zu verhindern und die Verdauung zu unterstützen. Zum Nähren von Blut kommen schonende und kurze Kochmethoden unter Verwendung von Wasser zum Einsatz (z.B. dämpfen oder blanchieren), wenn es darum geht, das Qi zu stützen, so sollten die Kochzeiten länger und die Kochtemperatur höher sein. Die Karotte zu entsaften oder fein zu reiben ist eine Methode, um ihre Verdaubarkeit zu verbessern und gleichzeitig die kühlenden Eigenschaften weitgehend zu erhalten. Diese Richtlinien gelten übrigens nicht nur für die Karotte, sondern auch für sehr viele andere Nahrungsmittel mit ähnlichen Wirkungen.
 

Kennst du die Karottensuppe nach Moro?

Diese Suppe ist ein bewährtes Hausmittel seit 1908 gegen Durchfall, erfunden von einem österreichischen Kinderarzt Anfang des 20. Jahrhunderts (Ernst Moro). Diese Karottensuppe hat wahrscheinlich vielen Kindern zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Leben gerettet. Vor der Entdeckung von Antibiotika war Durchfall eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern. Der Kinderarzt Ernst Moro suchte daher nach einem wirksamen Hausmittel gegen Durchfall. Ab 1908 gelang es ihm, mithilfe dieser Suppe die Anzahl der Todesfälle aufgrund von Durchfallerkrankungen in der Heidelberger Kinderklinik signifikant zu senken.

Die Moro’sche Karottensuppe wurde dann lange Zeit zum Standard auf pädiatrischen Stationen, bis sie mit dem Aufkommen von Antibiotika fast vollständig in Vergessenheit geriet. Nun erlebt dieses bewährte Heilmittel langsam ein Comeback, auch in der Behandlung von Erwachsenen.

Wie wirkt die Karottensuppe gegen Durchfall?

Bakterieller Durchfall entsteht, wenn die pathologischen Bakterien an bestimmte Rezeptoren in der Darmwand binden (nach dem Prinzip des Schlüssel-Schloss-Systems). Sobald sie gebunden sind, können sie sich vermehren und giftige Substanzen freisetzen, die das Darmgewebe angreifen. Dadurch entsteht Durchfall (Der Körper möchte sich von den pathologischen Bakterien befreien).

Forscher fanden erst lange nach der Zeit von Ernst Moro heraus, dass die Moro’sche Karottensuppe diesen Bindungsprozess stört: Durch das lange Kochen der Karotten (mindestens 60 Minuten) entstehen kleine Zuckermoleküle, sogenannte Oligosaccharide. Sie ähneln den Rezeptoren in der Darmwand sehr. Die pathologischen Erreger binden nun anstelle der Darmwand an diese Zuckermoleküle und werden vom Körper ausgeschieden. Die Anzahl der Erreger nimmt ab und der Darm kann sich regenerieren. Laut Ärzteblatt sollen sogar EHEC-Patienten von der Karottensuppe nach Moro profitieren, allerdings nur als Ergänzung zu den vom Arzt verordneten Maßnahmen.

Zusätzlich liefert die Suppe dem Körper wichtige Mineralstoffe (Elektrolyte) und Flüssigkeit zurück, die er durch den Durchfall verloren hat. Das Betacarotin (Provitamin A) in den Möhren ist ebenfalls förderlich für eine gesunde Darmschleimhaut. Daher bietet die Suppe auch bei nicht-bakteriellem Durchfall Linderung.

Hier geht es zum Rezept

Was wissen wir sonst noch über die Karotte?

Karottenfasern sind super Ballaststofflieferanten und damit Futter für die Bakterien im Darm. Zusätzlich liefern sie Pflanzenstoffe. Sie enthalten zum eigenen Schutz die beiden antibiotisch und antimykotisch wirkenden Pflanzenstoffe Falcarinol und Falcarindiol, von denen in vitro aber auch in Tierversuchen eine Antikrebswirkung (im Darm) beschrieben wurde. In einer grossen Dänischen Studie mit 57'000 Menschen wurde gezeigt, dass der Konsum von mehr als 2-4 Karotten am Tagmit einem rund 20% niederigeren Risiko für Darmkrebsassoziiert war. 
Hier gehts zur Studie

Ein Tipp zum Schluss:

Hast du schon einmal fermentierte Karottensticks probiert?
Dieses Ferment ist einfach zu machen und bringt alle Vorzüge der Karotte mit sich. Die Sticks sind durch die Fermentation leicht bekömmlich, inklusive einer grossen Portion probiotischer Bakterien. Diese wiederum haben einen positiven Einfluss auf unsere Darmmikrobiom, verbessern unsere Verdauung und unterstützen zudem unser Immunsystem.
Sogar Kinder lieben sie, was will man mehr!

Dieses einfache Rezept für fermentierte Karottensticks findest du hier.

 

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