Der Ingwer aus Sicht der Wissenschaft

Über die positiven Eigenschaften des Ingwers als Gewürz und Heilmittel wussten die östliche Länder schon lange Bescheid. Aber was sagt eigentlich die Wissenschaft zu dieser wunderbaren Knolle?
Kurz un knapp möchte ich hier einige interessante Studienergebnisse darstellen.

Einfluss von Ingwer auf den Androgen-, resp. Testosteron-Haushalt

Studie (1):

Verwendet wurde gemahlener Ingwer: Dosis ca. 16 mg/Kg Körpergewicht (eine sehr geringe Dosis)
Durch die Gabe von gemahlenem Ingwer stieg das Testosteron signifikant an, zudem auch die Samengesundheit. Hormone wie LH, FSH etc. blieben hingegen unbeeinflusst. Es wurde sogar gezeigt, dass eine Dosis von 8 mg/kg KG den Testosteron-Wert verdoppelt (!), die oben genannte Dosis von 16 mg/kg KG sorgte für weitere Steigerung – im Vergleich zur Kontroll-Gruppe hatten diese Ratten 2,5 x mehr Testosteron im Blut.

Studie (2):

Eine Dosis von 80-160 mg/kg KG zeigt in einer Arbeit der Uni Lagos (Nigeria) einen Dosis abhängigen Anstieg der Testosteron-Werte und der Spermien-Qualität.
Eine Verdopplung der eben genannten Dosis (160 mg/kg) sorgt jedoch dafür, dass, (vermutlich) via Feedback-Mechanismen, eine Reduktion der Hodengröße zu beobachten ist. Vermutlich gilt auch hier, die Dosis macht das Gift.

Studie (3):

In einer weiteren Studie wird gezeigt, dass der durch Blei-Intoxikation hervorgerufene Testosteron-Abfall korrigiert werden kann durch die Gabe von Ingwer (keine Angabe zur Dargebungsform). Aber im Vergleich zu den anderen Studien waren die Dosen um einiges höher. Umgerechnet auf dich: 80-160 mg/kg KG. Für einen 100-Kilogramm schweren Mann wäre das zwischen 8 und 16 g Ingwer-Pulver.

Fazit:

Der Ingwer kann offensichtlich den Testosteron-Haushalt modulieren. Außerdem zeigt Ingwer eine protektive Wirkung bzgl. Testosteron-Abfall durch Schwermetall-Vergiftungen. Ingwer kann zudem die Samen-Qualität und -Gesundheit verbessern. Jedoch könnten zu hohe Dosen potenziell Probleme verursachen.

 

Ingwer und Entzündungen

Studie (4):

Hier müssen wir doch etwas in die Biochemie eintauchen. Ingwer ist ein Cyclooxygenase-1/2-Hemmer. COX1/2 sind Enzyme, die anfängliche Reaktionsschritte der (entzündungsfördernden) Prostaglandin-Synthese katalysieren. Acetylsalicylsäure, Ibuprofen und Paracetamol zum Beispiel sind solche klassichen pharmakologischen COX 1/2-Hemmer.
Klassische Entzündungshemmer (siehe oben) sorgen via Hemmung von COX1/2 dafür, dass mehr Arachidonsäure zur Verfügung steht, um Leukotriene zu bilden – das ist ein klarer Nachteil. Gut ist, dass Ingwer beide Enzym-Systeme hemmt und somit auch dafür sorgt, dass … gar nichts passiert mit der Arachidonsäure.
Ingwer(-Extrakt) geht außerdem noch einen Schritt weiter und kann sogar Gene „abschalten“, die für die Bildung von entzündungsfördernden Stoffen verantwortlich sind.

Studie (5):

Ingwer hemmt zudem auch TNFalpha (siehe oben) und NFkB (ein Protein, das Immunreaktionen „anfeuert“). Letzteres ist zwar essentiell für das Immunsystem, aber eine Fehlregulation (chronisch zu viel) sorgt dafür, dass Krebszellen resistent werden und sorgt dafür, dass das Immunsystem chronisch zu aggressiv bleibt (z. B. chronische Entzündungen).

Fazit:

Ingwer hemmt und moduliert diverse Entzündungsparameter und weist somit definitiv ein recht starkes anti-entzündliches Wirkspektrum auf. Interessant wäre noch herauszufinden, inwiefern Ingwer mit Vitamin D, Omega-3 Fettsäuren, Kurkuma und/oder anderen Stoffen zusammenwirkt.
Ingwer könnte potenziell helfen, überall da, wo Entzündungsprozesse relevant sind: Krebs, Arteriosklerose, Insulin-Resistenz, systematisch-chronische Entzündung, Schilddrüsen-Dysfunktion (T3-Konversionsstörung oder Schilddrüsen-Entzündung), Arthritis, Rheuma usw.

 

Ingwer und Arteriosklerose (Blut-Fette und LDL)

Studie (6):

Human-Studie (doppel-blind-kontrolliert): 40 Probanden bekamen 3 g Ingwer pro Tag. Beobachtet wurden signifikante Besserungen aller relevanter Parameter, darunter auch Cholesterin (gesamt), LDL-Cholesterin, VLDL und Triglyceride.

Studie (7):

In einer Hasen-Studie zeigte luftgetrocknetes Ingwer-Pulver (umgerechnet auf den Menschen: 32 mg/kg KG), dass es die Arteriosklerose-Entwicklung um 50 % hemmt Die Autoren merken an, dass Ingwer keinen Einfluss hatte auf die Blut-Lipide und die Effekte wohl vermittelt werden durch die antioxidative Kapazität und entzündungshemmende Eigenschaft des Ingwers.

Studie (8):

Ein alkoholischer Extrakt von Ingwer (Umgerechnet auf Menschen: 64 mg/kg KG) resultierte in einer deutlichen Reduktion der Arteriosklerose-Entwicklung, induziert durch Gabe von Cholesterin. Die Gabe von Cholesterin erhöhte die Blut-Lipid-Werte dramatisch. Der Ingwer-Extrakt korrigierte diese Abnormalität ähnlich wie Gemfibrozil, ein Lipid-senkendes Medikament (Fibrat).

Fazit:

Ingwer scheint stark Blut-Lipid-senkende Eigenschaften zu haben, zudem auch anti-entzündliche, anti-oxidative und somit auch anti-atherogene Eigenschaften. Ingwer kann die Entwicklung von Arteriosklerose markant hemmen.

 

Wirkung von Ingwer bei PMS

Studie (9):

In einer Human-Studie konnte gezeigt werden, dass Ingwer die Symptome und Beschwerden der prämenstruellen Phase signifikant bessern kann.

 

Anti-kanzerogene Wirkung

Der Ingwer zeigt mehrere Anti-kanzerogene Wirkungen:

  • Ingwer hemmt die Entstehung von Leber-Krebs induziert durch Cholin-Defizienz, wahrscheinlich auch durch Hemmung von Entzündungen (10)
  • 16 mg/kg KG Ingwer-Extrakt, sorgt dafür, dass der Prostata-Tumor ca. 60 % kleiner ist – dies geht einher mit deutlich weniger Metastasen und einer gesteigerten Rate der Apoptose (Zelltod) bei Krebszellen. Bemerkenswert: Diese Toxizität ist spezifisch und wirkt nicht auf normale, gesunde Zellen (11). Es konnte außerdem gezeigt werden, dass einzelne, im Ingwer enthaltene Substanzen deutlich effektiver wirken, wenn kombiniert mit Ingwer-Extrakt bezogen auf die anti-kanzerogene Wirkung bei Prostatakrebs (12)
  • Der Inhaltsstoff 6-Shogaol tötet potent und selektiv leukemische Krebszellen (13) und Prostata-Krebszellen (14) ab
  • Ähnliche Effekte wurden gezeigt bzgl. Gebärmutterschleimhaut (15) und Bauchspeicheldrüse (16)

In einer weiteren Studie (17) aus dem Jahr 2015 wird sogar gezeigt, dass Ingwer, genauer gesagt der Inhaltsstoff 6-Shogoal, stärker gegen Krebs- und deren Stammzellen wirkt als Kurkuma!
6-Shogoal wirkt im Gegensatz zu Kurkuma etwa 5x stärker auf die Krebsstammzellen ein und das ist sehr wichtig zu wissen, denn wir wollen doch die Krebszellen gleich bei ihrer Entstehung eliminieren!

Im Gesamten zeigen diese Effekte, dass Ingwer ein interessanter Kandidat sein könnte, wenn es um die Krebs-Prävention geht – interessant wäre sicherlich auch hier, in wie weit Synergismen mit anderen Pflanzen und deren Inhaltsstoffen vorhanden sind.

Fazit:

Ingwer zeigt potent anti-kanzerogene Wirkung, in vitro und in vivo gegen diverse Krebs- bzw. Tumorarten

 

Aktivität von Ingwer gegen Pathogene und sein Effekt auf das Immunsystem

  • Die im Ingwer enthaltenen Gingerole (10 und 12) töten Bakterien im Mund ab, was vor allem bezüglich Karies und (bakteriell verursachtem) Zahnfleischschwund relevant sein könnte [30]
  • Ingwer-Extrakt tötet (in vitro) Streptococcus mutans, Candida albicans und Enterococcus faecalis ab [31]
  • Es gibt noch einige weitere Studien bei denen Wirkungen gegen Pilze und auch Synergismen (beispielsweise mit Honig) festgestellt wurden

Fazit:

Ingwer kann offensichtlich potent Oral-Bakterien abtöten und hat darüberhinaus eine recht gute Wirkung gegen ein breites Spektrum von Bakterien/Pilzen und anderen Pathogenen. Man kann vermuten, dass Ingwer außerdem die Immunfunktion moduliert.

 

Quelle:

(1) Khaki, Arash et al. „The effects of Ginger on spermatogenesis and sperm parameters of rat.“ Iranian Journal of Reproductive Medicine 7.1 (2009): 7-12
(2) Morakinyo, AO, OS Adeniyi, and AP Arikawe. „Effects of Zingiber officinale on reproductive functions in the male rat.“ African Journal of Biomedical Research 11.3 (2008)
(3) Riaz, Fatima et al. „Protective role of ginger on lead induced derangement in plasma testosterone and lh levels of male sprague dawley rats.“ J Ayub Med Coll Abbottabad 23.4 (2011)
(4) Grzanna, Reinhard, Lars Lindmark, and Carmelita G Frondoza. „Ginger-an herbal medicinal product with broad anti-inflammatory actions.“ Journal of medicinal food 8.2 (2005): 125-132
(5) Habib, Shafina Hanim Mohd et al. „Ginger extract (Zingiber officinale) has anti-cancer and anti-inflammatory effects on ethionine-induced hepatoma rats.“ Clinics 63.6 (2008): 807-813
(6) Alizadeh-Navaei, Reza et al. „Investigation of the effect of ginger on the lipid levels. A double blind controlled clinical trial.“ Saudi medical journal 29.9 (2008): 1280-1284
(7) Verma, SK et al. „Protective effect of ginger, Zingiber officinale Rose on experimental atherosclerosis in rabbits.“ Indian journal of experimental biology 42.7 (2004): 736-738
(8) Bhandari, U, JN Sharma, and R Zafar. „The protective action of ethanolic ginger Zingiber officinale extract in cholesterol fed rabbits.“ Journal of Ethnopharmacology 61.2 (1998): 167-171
(9) Khayat, Samira et al. „Effect of Treatment with Ginger on the Severity of Premenstrual Syndrome Symptoms.“ International Scholarly Research Notices 2014 (2014)
(10) Habib, Shafina Hanim Mohd et al. „Ginger extract (Zingiber officinale) has anti-cancer and anti-inflammatory effects on ethionine-induced hepatoma rats.“ Clinics 63.6 (2008): 807-813
(11) Karna, Prasanthi et al. „Benefits of whole ginger extract in prostate cancer.“ British Journal of Nutrition107.04 (2012): 473-484
(12) Brahmbhatt, Meera et al. „Ginger phytochemicals exhibit synergy to inhibit prostate cancer cell proliferation.“ Nutrition and cancer 65.2 (2013): 263-272
(13) Liu, Qun et al. „6-Shogaol induces apoptosis in human leukemia cells through a process involving caspase-mediated cleavage of eIF2α.“ Molecular cancer 12.1 (2013): 135
(14) Saha, Achinto et al. „6-Shogaol from Dried Ginger Inhibits Growth of Prostate Cancer Cells Both In Vitro and In Vivo through Inhibition of STAT3 and NF-κB Signaling.“ Cancer Prevention Research 7.6 (2014): 627-638
(15) Liu, Yang et al. „Terpenoids from Zingiber officinale (Ginger) induce apoptosis in endometrial cancer cells through the activation of p53.“ PloS one 7.12 (2012): e53178
(16) Park, Yon Jung et al. „[6]-Gingerol induces cell cycle arrest and cell death of mutant p53-expressing pancreatic cancer cells.“ Yonsei medical journal 47.5 (2006): 688-697
(17) https://doi.org/10.1371/journal.pone.0137614

 

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